5 Fragen an: Christian Deiters

Christian Deiters, geboren 1989, studierte Wirtschaftsinformatik an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Schon seit seinem Studium sammelte er Erfahrungen im Bereich von Start-Up-Unternehmen. So begleitete er zum Beispiel die CoBox AG, welche 2011 Finalist des Deutschen Innovationspreises im Bereich Startup war.
Seit der Insolvenz des Unternehmens geht er mit verstärktem Interesse der Frage nach, wie Unternehmen mit nachhaltigen innovativen Geschäftsideen auf dem Markt bestehen können. Seit 2013 ist Christian CEO der Social Startups Media UG und arbeitet als Abteilungsleiter bei der Shopgate GmbH – einem internationalen Startup der IT-Branche.

1. Wie kam euch die Idee zu social-startups?

Es war eigentlich eher ein Zufall. Wir haben uns schon immer für das Thema Unternehmertum interessiert und uns darüber Gedanken gemacht, ob man Unternehmertum mit sozialen Komponenten verbinden kann. Insbesondere in unserer Zeit, in der man immer häufiger von diversen Skandalen in der Wirtschaft hört, wollten wir zeigen, dass es auch anders geht. Da es noch kein vergleichbares Internet-Portal im deutschsprachigen Raum mit Fokus auf Social Entrepreneurship gab, wollten wir diese Lücke schließen. 

2. Procter & Gamble versucht abfallfrei zu werden. Unilever möchte mit ethisch korrekten Werbefilmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Denken zurzeit auch  Großunternehmen wirklich um oder steht hier letztendlich doch nur der eigene Gewinn im Vordergrund?

Das Problem bei den großen Aktiengesellschaften ist, dass diese im Sinne der Aktionäre handeln. Die meisten Aktionäre legen wenig Wert darauf, ob das Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Für sie kommt es einzig darauf an, ob das Unternehmen profitabel ist, um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen.

Gesellschaftliche Verantwortung bedeutet für ein Unternehmen meist jedoch höhere Ausgaben, sodass am Ende weniger Gewinn übrig bleibt. Wenn ein Unternehmen also explizit mit gesellschaftlicher Verantwortung wirbt, so glaube ich, liegt es häufig daran, dass hierfür ein gewisses Budget „geopfert“ wird, weil es die Menschen einfach hören „wollen“ und dass neue Zielgruppen erschlossen werden sollen. Wahrscheinlich lässt sich das gar nicht so einfach verallgemeinern und muss von Fall zu Fall gesehen werden. 

Letztendlich müsste sich das Anlegerverhalten ändern, das ja am Konsumverhalten anschließt. Wenn auch die Aktionäre gesellschaftliche Verantwortung tragen würden, würden es auch die Unternehmen dazu bewegen.

3. Welche nachhaltige Geschäftsidee hat dich bisher am meisten beeindruckt?

Grundsätzlich finde ich, dass jede nachhaltige Geschäftsidee und die Personen dahinter viel Respekt verdienen. Natürlich gibt es aber auch die eine oder andere Idee, die mich seit Beginn von social-startups.de beeindruckt hat, so z.B. Bettervest. Dies ist eine innovative Crowdinvesting-Plattform, auf welcher jeder Interessent einen kleinen Betrag in Energieeffizienzprojekte investieren kann und an den bewirkten Energieeinsparungen finanziell profitiert.

4. Welche Maßnahmen kann jedes Unternehmen treffen, um Nachhaltigkeit im Unternehmen zu integrieren, auch wenn es nicht Kern des Geschäftes ist?

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass viele Unternehmen mit dem Thema Energie sehr schlampig umgehen. Mitarbeiter lassen oft die Heizung über Nacht laufen, schalten ihren Computer über Nacht nicht aus und machen im Büro das Licht an, obwohl die Sonne noch hell genug scheint. Das ist besonders in großen Unternehmen das Problem. Hier kann ich jedem Unternehmen nur raten, die eigenen Mitarbeiter zum Energiesparen zu motivieren, denn ich glaube, dass dadurch sowohl das Unternehmen aus Kostensicht, aber auch die Umwelt enorm entlastet werden könnte. Eine Möglichkeit wäre es, die Mitarbeiter auf irgendeine Art und Weise an den Einsparungen zu beteiligen, ähnlich wie bei Bettervest.

5. Und was kann jeder Arbeitnehmer individuell tun, um soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen? Zu Hause und am Arbeitsplatz?

Arbeitnehmer müssten einfach aktiver werden und mit ihrem Arbeitgeber über gesellschaftliche Verantwortung reden. In vielen Unternehmen gibt es mittlerweile auch Abteilungen für Umweltmanagement etc., zu denen man Kontakt aufnehmen könnte. Man sollte zudem versuchen, eigene Ideen zu entwickeln, welche dem Unternehmen dabei helfen könnten, ökologische bzw. soziale Verantwortung zu übernehmen. Würde die Idee sogar dazu führen, dass gleichzeitig Kosten gesenkt werden könnten, bekommt man mit Sicherheit die geforderte Aufmerksamkeit im Unternehmen.

Was für den Arbeitsplatz gilt, kann auch auf die eigenen vier Wände übertragen werden: sparsam mit Energie umgehen. Die Heizung nicht zu hoch drehen, den Fernseher nicht unnötig laufen lassen, das Licht nur dort einschalten, wo es gebraucht wird. Obwohl die Energiekosten in Deutschland so hoch sind, ist laut einer Studie nur eine Minderheit daran interessiert, Energie zu sparen. Die meisten Deutschen würden eher bei den Lebensmitteln Abstriche machen. Und das erklärt auch, warum das Lebensmittel-Discounter-Modell hierzulande so gut funktioniert.

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