Astrid Overbeck ist seit 2003 als Coach, Beraterin und Personal – Interimsmanagerin
1. Wie viele Arbeitszeugnisse sind für die Bewerbung geeignet?
Das kann man nicht pauschal sagen, das hängt davon ab, wie viel Berufserfahrung ein Bewerber schon hat und wie oft ein Bewerber die Arbeitsstellen gewechselt hat. Wenn jemand zwanzig Jahre bereits arbeitet, dann interessieren den potentiellen Arbeitgeber die ersten Zeugnisse nach der Ausbildung oder Praktikumszeugnisse wahrscheinlich nicht mehr.
Wenn man aber gerade vom Studium kommt, dann sollte man schon auch die Praktikumszeugnisse dazu legen. Wichtiger ist diese Frage, die sich ein Bewerber stellen sollte: Welche Arbeitszeugnisse sind für die neue Stelle wirklich relevant und aussagekräftig. Was möchte ich mit meinen Zeugnissen vermitteln? Mindestens sollten die Zeugnisse der letzten 5 Jahre oder der letzten 3 Arbeitgeber dabei liegen.
2. Können oder Charakter – Was ist wichtiger für die erfolgreiche Bewerbung?
Hier gibt es auch kein entweder – oder. Das „Können“ und der „Charakter“ sollten zum Anforderungsprofil der jeweiligen Stelle passen, darum geht´s. Das heißt konkret, dass der Bewerber natürlich die entsprechenden fachlichen Qualifikationen und persönlichen Eigenschaften für die jeweilige Zielposition mitbringen muss. Das nicht jede persönliche Eigenschaft ist in jeder Position gleich relevant. Zum Beispiel muss ein Vertriebsmitarbeiter, der mit vielen Kunden zu tun hat, wesentlich mehr Kontaktfreudigkeit mitbringen als möglicherweise ein Buchhalter oder Programmierer.
3. Wie sollten Bewerber auf unerlaubte Fragen reagieren?
Grundsätzlich sind Fragen nicht erlaubt, wenn Sie die Intims- und Privatsphäre des Bewerbers verletzen würden. Dies ist im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geregelt. Danach gilt: Auf unerlaubte Fragen darf ein Kandidat auch eine unwahre Antwort geben. Am besten sollte der Bewerber möglichst nicht den Interviewer darauf hinweisen, dass diese Frage unerlaubt ist, sondern souverän bleiben.
4. Ist Soziales Engagement für den Erfolg einer Bewerbung wichtig?
Soziales Engagement kann ein Bewerbung abrunden und einen Teil der Persönlichkeit zeigen und spielt dann eine Rolle, wenn es das Anforderungsprofil der Stelle erfordert. Es gibt Stellen, in denen zum Anforderungsprofil gehört, dass man sich bereits in irgendeiner Form sozial engagiert hat. Ansonsten ist es ein zusätzliches „Ad-On“, ist aber aus meiner Erfahrung selten der Entscheidungsgrund für oder gegen einen Bewerber. Wichtiger ist die Übereinstimmung mit dem Anforderungsprofil der Stelle.
5. Was glauben Sie – Warum ist es für Frauen schwieriger in Führungspositionen zu gelangen?
Ich würde da unterscheiden zwischen mittlerer und obere Führungsebene. Auf der Ebene Teamleitung, Gruppenleitung, Projektleitung haben es Frauen nicht schwerer als Männer. Aber auf der Top-Führungsebenen wie z.B. Bereichsleitung, Geschäftsführung, Vorstand da gibt es viele Hindernisse, angefangen von mangelnder Akzeptanz bei den Männern, fehlenden Betreuungseinrichtungen für Kinder, geschlechterspezifischen Rollendenken usw. . Das ist ein weites Feld, wo unsere Gesellschaft noch viel mehr umdenken muss. Ich bin auch ein eindeutiger Befürworter der Quote, ohne die geht es einfach viel zu langsam, dass Frauen auch in Vorständen und Aufsichtsräten vertreten sind.